Die verbandliche Interessenvertretung von solo-selbstständigen Musiker*innen

Meine Bachelor-Arbeit am HDS, ein Zwischenfazit von Christoph Zander


Wenn ich anderen Kommiliton*innen von meiner Kombination aus Hauptfach Politikwissenschaft und Nebenfach Musikwissenschaft erzähle, runzeln viele zunächst die Stirn und fragen sich, inwieweit diese beiden Fächer überhaupt etwas miteinander zu tun haben können.

Tatsächlich ist die Kombination aus reinem Zufall entstanden. So hatte ich mich zu Beginn meines Studiums zunächst dafür entschieden, Musikwissenschaften zu studieren. Als ich jedoch nach vier Semestern zur Erkenntnis gelangt bin, dass Musik zwar weiterhin mein größtes Hobby bleiben soll, sie aber nicht Bestandteil meines Berufslebens werden soll, wechselte ich zur Politikwissenschaft.

Praktikumsstelle + Bachelor-Arbeit

Zum Ende meines Studiums nahm ich eine Praktikumsstelle am HDS an. Meine Vita prädestinierte mich dazu, das Thema ‚Selbstständige Musiker*innen‘ zum Thema meiner Bachelor-Arbeit zu machen. So kann ich aus den Erfahrungen beider Studiengänge profitieren und dem HDS eine Analyse der Musikbranche zur Verfügung stellen.

Der Titel meiner Arbeit lautet: „Die verbandliche Interessenvertretung von solo-selbstständigen Musiker*innen im Freistaat Sachsen“. Ich setze mich mit den Fragen auseinander, welche Positionen die Musikverbände auf die sich ändernden Bedingungen auf dem freien Markt hinsichtlich prekärer Selbstständigkeit einnehmen und inwieweit die inneren und äußeren Verbandsstrukturen für die Interessenvertretung von freien Musikschaffenden förderlich sind.

Mich mit dieser Thematik zu befassen, hat bereits dazu geführt, meine langjährige musikalische Ausbildung aus einer ganz neuen Perspektive zu betrachten. Jetzt frage ich mich beispielsweise, wie es wohl um die wirtschaftliche und soziale Lage meiner damaligen Geigenlehrerin stand.

Die schwierige Lage solo-selbstständiger Musiker*innen

Auch wenn ich noch mitten im Forschungsprozess meiner Arbeit stecke, so kann ich bereits ein Zwischenfazit ziehen, welches die derzeitige Situation verdeutlicht:

Wie ist es um die wirtschaftliche und soziale Lage selbstständiger Musiker*innen bestellt?
Nicht besonders gut.

So lag das durchschnittliche Jahreseinkommen, der in der KSK versicherten Musikschaffenden im Jahr 2020 bei nur knapp 13.000€ (KSK 2021)

Hat dies nicht auch Folgen für die Altersabsicherung?
Ja, durch das geringe Einkommen haben die Musiker*innen teilweise weder ausreichende Mittel zur Existenzsicherung noch für die Altersabsicherung.

Bedarf es einer gesellschaftlichen Diskussion, um den Wert und die Anerkennung der Leistung selbstständiger Musikerschaffender?
Ja! Die Musikbranche gehört zu den Kultursparten mit einem der höchsten Anteile (57%) an Selbstständigen (Erwerbstätige in Kultur und Kulturwirtschaft 2021: 63). Damit wir weiterhin eine vielfältige (freie) Musikszene genießen dürfen, muss das öffentliche Bewusstsein für die Lage der Beteiligten geschärft und damit die Anerkennung, sowohl gesellschaftlich als auch wirtschaftlich, gestärkt werden.

Positive Vorzeichen

Trotz der prekären Lage vieler Menschen in der freien Musikszene, stehen die Zeichen für einen positiven Wandel der Situation dieser Musiker*innen nicht schlecht. Das liegt besonders daran, dass derzeit sehr viel Dynamik in der Thematik steckt. Neben der steigenden Wahrnehmung der Interessen selbstständiger Musiker*innen innerhalb der etablierten Verbände, gründen sich neue Musikverbände, wie beispielsweise der Jazzverband Sachsen oder die Vereinigung Alte Musik Sachsen. Diese neuen Verbände versuchen sich auf Musiker*innen eines speziellen Genres zu fokussieren und deren bisher fehlende Interessenvertretung in der Öffentlichkeit und Politik wahrzunehmen.      

Ich hoffe, dass aus dieser Bewegung eine dauerhaft gestärkte Interessenvertretung für Musiker*innen der freien Musikszene entsteht und werde über meine Bachelor-Arbeit hinaus mit Spannung die weiteren Entwicklungen beobachten.


Links:

KSK

Erwerbstätige in Kultur und Kulturwirtschaft


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