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HDS – Eine*r für alle -Annelie Matthes: „Wir haben gemeinsam unseren Wert definiert“

von Haus der Selbstständigen,
veröffentlicht am 6. August 2021
6. August 2021 |
von Haus der Selbstständigen |

Annelie Matthes ist studierte Orchestermusikerin. Sie spielt auf hohem Niveau Oboe und hat sich auf Alte Musik spezialisiert. Wie sie beherrschen diese hohe Kunst nur rund zehn Musiker*innen in Leipzig und ungefähr noch einmal so viele im mitteldeutschen Raum. Trotzdem werden sie und ihre Kolleg*innen oft gefragt: „Und – was machen sie beruflich?“ Das liegt daran, dass die Honorare für die Oboe-Profis nicht wirklich zum Leben reichen. Lange war das – so bitter es ist – eine Selbstverständlichkeit, denn „es ist in der Studienzeit normal, dass man sich mit kleinen Konzertauftritten etwas dazu verdient, Erfahrungen sammelt und es einfach genießt, auf der Bühne zu stehen. Wenn man nach Abschluss des Studiums und einigen Vorspielterminen nicht direkt in ein Profi-Orchester aufgenommen wird, ist es schwierig, freiberuflich ins professionelle Geschäft einzusteigen“, weiß Annelie. Und noch einmal schwieriger ist es, den eigenen Wert zu kalkulieren und dann auch durchzusetzen. 

HDS – Eine*r für alle – Annelie Matthes im Interview

Die Leipzigerin bekam während ihres Studiums zwei Kinder und es gelang nur selten, die Familienarbeit mit Vorspielterminen unter einen Hut zu bekommen. „Nach verschiedenen Praktika in Orchestern merkte ich auch, dass es mich nicht so in diese Richtung zieht. Ich konnte mir nicht so richtig vorstellen, die nächsten 30 Jahre so zu arbeiten“, erzählt sie. Schon zu dieser Zeit gab es ein gut funktionierendes Netzwerk von freiberuflichen Musiker*innen, in denen man sich austauschte, gegenseitig beriet und offen über Honorare sprach. So kam Annelie Schritt für Schritt in der freiberuflichen Szene an, entdeckte ihre Liebe für die Kirchenmusik und absolvierte noch ein Aufbaustudium für historische Oboeninstrumente – und auch damit wuchs ihr Netzwerk weiter. In der Alten Musik ist sie bis heute im mitteldeutschen Raum und darüber hinaus unterwegs. Dazu kam noch ein Pädagogik-Studium, das ihr heute hilft, einigen Schüler*innen Oboenunterricht zu geben. Daneben arbeitet sie in der Qualitätssicherung einer Firma für Musikinstrumentenbau. Ohne ihren „Segen“ verlässt dort kein Oboeninstrument das Haus. 

Auch wenn sie mit ihren vielen Standbeinen gut über die Runden kommt – Annelie und ihre Kolleg*innen wollen sich mit winzigen Honoraren für ihre anspruchsvolle künstlerische Arbeit nicht mehr abspeisen lassen. Deshalb haben rund 20 freiberufliche Musiker*innen das Netzwerk „Mitteldeutsche Barock-Oboen“ gegründet und gemeinsam den Wert ihrer Arbeit festgelegt. Ein Unterbietungswettbewerb bleibt in der kleinen Nische damit aus und auch die enge Zusammenarbeit mit der Vereinigung Alte Musik Sachsen (VAM) hilft, auf der kulturpolitischen Ebene mehr Gehör zu finden.

Ihren Zusammenschluss haben die Musiker*innen nach dem Vorbild des Stadtpfeifertums in der Barock-Zeit organisiert: „Auch damals wurden die Musikanten nur mit Hungerlöhnen bedacht und taten sich zusammen, um gemeinsam für bessere Bedingungen einzutreten“, erklärt Annelie und schmunzelt. Die Liebe zur Musik bleibt für die Oboistin ein wichtiger Antrieb – und dennoch ist ihre Kunst auch eine Arbeit, die angemessen honoriert werden sollte.


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