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Studie: Die Einkommensschere klafft noch immer weit auseinander

von Haus der Selbstständigen,
veröffentlicht am 7. Februar 2022
Thema: Aktuelles
7. Februar 2022 |
von Haus der Selbstständigen |

Solo-Selbstständige im Ost-West-Vergleich


Mehr als 32 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung zeigt sich ein altes Bild: Die Einkommen von Erwerbstätigen in Ost liegen noch immer deutlich unter denen der in den so genannten alten Bundesländern. Das gilt auch für Solo-Selbstständige (SoloS), wie der Freelancer-Kompass zeigt. Zwar sind die erhobenen Daten nur bedingt repräsentativ, doch Trends sind durchaus erkennbar.

Rund elf Euro weniger pro Stunde verdienen Freelancer im Osten im Durchschnittlich, nämlich 80 Euro. Nicht weniger erschreckend ist der Gender-Pay-Gap auch hier: Frauen können mit gesamtdeutsch-durchschnittlich 86 Euro Stundensatz ganze zehn Euro weniger als ihre männlichen Kollegen kassieren. Das sind dennoch relativ hohe Stundenhonorare, die damit zu erklären sind, dass 63 Prozent der Studienteilnehmer*innen in Ost wie West in den bekanntermaßen finanzstarken Bereichen Beratung/Management oder Entwicklung/Tech/Data tätig sind. 

Die Folgen der unterschiedlichen Einkommenssituationen sind weitreichend, vor allem für die wirtschaftliche Absicherung und Altersvorsorge: Sowohl die SoloS in Ost als in West sparen im Schnitt fünfzehn Prozent ihres Verdienstes für die Altersvorsorge – das sind in den alten Bundesländern im Schnitt 1051 Euro, in den neuen Bundesländern nur 857 Euro. Über die nächsten dreißig Jahre sind das für einen Freelancer im Westen rund 100.000 Euro mehr als den vergleichbaren Ost-Kollegen. Die Studie zeigt aber auch, dass deutlich mehr als die Hälfte der Befragten die Gesetzliche Rentenversicherung zur Altersabsicherung favorisieren; fast ebenso viele setzen auf Investitionen in Immobilien.

Auf den ersten Blick ist das finanzielle West-Ost-Gefälle im Ranking nicht erkennbar, denn den höchsten Stundensatz haben laut der Erhebung die SoloS in Schleswig-Holstein mit 99 Euro, den niedrigsten die in Bremen mit 67 Euro. Aber die nächsten unteren Plätze belegen Sachsen-Anhalt und Brandenburg (je 77 Euro) sowie Sachsen (79 Euro) und Thüringen (85 Euro). Nur Mecklenburg-Vorpommern und Berlin (je 94 Euro) liegen im Mittelfeld beim Ranking der Stundenverdienste. Wie aussagekräftig diese Zahlen jedoch sind, darf in Frage gestellt werden, denn der Anteil der Befragten aus den neuen Bundesländern ist eher marginal (zwischen einem und vier Prozent).

„Der Staat muss künftig insbesondere die Rahmenbedingungen für Selbstständige nachjustieren –das zeigen die Aussagen zur Politik-Befragung, vor allem die Tendenzen der Umfrageteilnehmer zur anstehenden Wahl in Deutschland.“

Thomas Maas – Geschäftsführung freelancermap GmbH

Einkommen ja nach Beruf und Branche höchst unterschiedlich

Unabhängig von regionalen Unterschieden: Die Spreizung der Einkommen zwischen Berufen und Branchen ist extrem. Während ein Profi in der Luft- und Raumfahrtbranche durchschnittlich 106 Euro/Stunde berechnen kann, gibt es im Medienbereich nur 72 Euro/Stunde.  Eine selbstständige Lehrkraft verdient im Osten Deutschlands selten mehr als 40 Euro stündlich und muss ihren selbstständig erwirtschafteten Verdienst oft mit staatlichen Hilfen aufstocken. Ganz abgesehen von Kultur- und Kunstschaffende, die oft keinerlei Stundenhonorare haben, sondern übers Jahr nur schauen können, wie sie durchkommen. Diese Gruppe kommt in der Studie gar nicht explizit vor.

Der durchschnittliche Stundensatz stieg seit der ersten Freelancer-Studie 2016 kontinuierlich an. Aber seit 2019 stagniert er nahezu. Ein knappes Drittel der Befragten hatte 2020 einen Brutto-Umsatz von unter 50.000 Euro – im Jahr davor waren es gerade einmal 20 Prozent gewesen. Zu den Spitzenverdiener*innen mit mehr als 175.000 Euro/Jahr gehören 16 Prozent. Dieser Anteil ist im vergangenen Jahr um drei Prozent gesunken. Bei den Bruttogewinnen zeigt sich der Trend noch deutlicher: Über ein Drittel der Befragten verzeichnet 2020 einen Brutto-Gewinn von unter 25.000 Euro/Jahr und nur zehn Prozent gehören zu den Spitzenverdiener*innen mit über 125.000 Euro jährlichem Brutto-Gewinn. Diese Trends sind auf die Corona-Krise zurückzuführen, denn 56 Prozent der Befragten mussten seit Ausbruch der Pandemie Umsatzeinbußen hinnehmen; allein 16 Prozent beklagten Einbußen von mehr als der Hälfte bis hin zu komplettem Umsatzverlust.

SoloS sind fleißig und zufrieden

Dennoch zeigten sich mehr als zwei Drittel der Studienteilnehmer*innen als zufrieden mit ihrem Einkommen. Sie sind recht genügsam, wenn es darum geht, sich selbst Urlaub zu genehmigen (durchschnittlich 25 Tage/Jahr) – dafür arbeiten sie viel (durchschnittlich 46 Stunden/Woche). Das Durchschnittsalter für den Entschluss zur Selbstständigkeit liegt bei 36 Jahren – zuvor wurden im Schnitt 13 Jahre Berufserfahrung gesammelt. Als „Anfängerfehler“ wurde am häufigsten genannt, zu niedrige Stundensätze verlangt zu haben.

Für das Selbstmarketing nutzt die große Mehrheit (81 Prozent) Business-Netzwerke wie Xing und Linkedin. Die Kooperation mit anderen Freelancern nutzt die Hälfte der Befragten. Unabhängigkeit und Verantwortung nur für sich selbst steht hoch im Kurs: Für die Hälfte steht fest, dass sie solo-selbstständig bleiben möchten und nur 26 Prozent planen die Gründung eines Unternehmens mit Angestellten.

Mehrheit mit optimistischem Ausblick

Der Ausblick fällt positiver aus, als erwartet: 54 Prozent bewerten ihre aktuelle Auftragslage als gut oder sehr gut.  Fast ebenso viele erwarten eine Verbesserung ihrer derzeitigen Situation. Existenzängste sind bei über 70 Prozent trotz Corona kein Thema – aber fast die Hälfte empfindet durch die Pandemie eine höhere Belastung und hat weniger Zeit für Freizeit und Freunde. 54 Prozent der Befragten investierten 2020 mehr Zeit in Weiterbildung, die sie vor allem in Form von E-Learning-Kursen absolvierten. Eine gute Investition in die Zukunft. Dazu passt, dass 91 Prozent weiterhin als Freelancer arbeiten wollen, fast ebenso viele würden sich wieder selbstständig machen, wenn sie vor der Entscheidung stünden. Kritik üben 70 Prozent an der derzeitigen Politik – sie finden, dass nicht die richtigen Rahmenbedingungen gesetzt werden. Zwei Drittel wünschen sich vor allem eine Reduzierung der Bürokratie.


In der Marktstudie von freelancermap wurden den Teilnehmer*innen 72 Fragen gestellt. Ziel war es, wichtige Trends zur finanziellen Situation und Auftragslage der Solo-Selbstständigen, zu den Berufsbildern und der Demografie zu ermitteln. Außerdem enthält die Studie einen Ausblick für 2022 sowie eine Analyse des Einflusses der Corona-Krise auf die Situation der selbstständig Tätigen. Nur 15 Prozent der Befragten waren Frauen, auch wenn ihr Anteil seit dem letzten Jahr um drei Prozent gestiegen ist. Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer*innen betrug 47 Jahre, die Akademikerquote 76 Prozent. 89 Prozent gaben an, vorwiegend im Homeoffice zu arbeiten, die Hälfte sind aber auch in Unternehmen vor Ort tätig.

© Gundula Lasch

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