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Seid dabei bei der HDS-Jahrestagung 2025 am 30. Oktober in Köln!
Der digitale Wandel verändert die Arbeitswelt rasant – auch für Solo-Selbstständige. Online-Angebote, Social Media, Plattformen und Konkurrenz durch KI-Modelle beeinflussen auf neue Weise ihre Auftrags- und Einkommenssituation. Die häufig bestehende Vereinzelung kann sich verschärfen, wenn Solo-Selbstständige nur im Homeoffice arbeiten und kein kollegialer Austausch stattfindet. Besonders betroffen sind diejenigen, die verstärkt gesellschaftlichen Diskriminierungsformen oder beispielsweise Hass im Netz ausgesetzt sind. Auch Fragen von Mental Health, ständiger Erreichbarkeit, prekären Arbeitsbedingungen treten verstärkt zutage
Gleichzeitig bieten sich aber auch neue Chancen, etwa in der Vereinbarkeit von Care-Arbeit und Selbstständigkeit oder in der Möglichkeit, sich über soziale Plattformen zu vernetzen und gemeinsame Interessen zu erkennen. Oft geht es darum, individuelle Herausforderungen als Teil größerer, struktureller Probleme zu verstehen, kollektive Anliegen zu benennen und solidarische Perspektiven zu stärken. So kann Digitalisierung auch ein Hebel für die Stärkung kollektiver Interessenvertretungen sein.
Die Jahrestagung am 30. Oktober in Köln bietet einen Tag voller Input, Workshops und Austausch zu diesen Themen. Ihr als Solo-Selbstständige oder Vertreter*innen von Interessengemeinschaften erhaltet Raum, euch über aktuelle Entwicklungen zu informieren, Wissen weiterzugeben, Erfahrungen auszutauschen, gemeinsam an solidarischem Umgang zu arbeiten und euch zu vernetzen.
Durch den Tag leitet die solo-selbständige Moderatorin Yinka Kehinde. Mit ihrer Arbeit möchte sie Menschen verbinden und die Tagung partizipativ gestalten, so dass sich alle einbringen und mitdiskutieren können. Ihr Motto: Veranstaltungen diverser, partizipativer und inklusiver machen.
Zu den Angeboten
Keynote
Die Tagung startet mit einer Keynote von Amélie Sutterer-Kipping (Hans-Böckler-Stiftung) zur EU-Plattformarbeitsrichtlinie und den rechtlichen Möglichkeiten zur Umsetzung in nationales Recht. (angefragt)
Plattformarbeit
Wie verändern digitale Plattformen die Arbeit von Solo-Selbstständigen – und wie lassen sich faire Rahmenbedingungen gemeinsam gestalten? Welche Rechte und Möglichkeiten zur Mitgestaltung fairer Arbeitsbedingungen eröffnet die EU-Plattformarbeitsrichtlinie Selbstständigen und ihren Interessenvertretungen? In dem Panel wollen wir erste Schritte darstellen, wie die Vernetzung von Verbänden mit anderen Akteur*innen zu fairer Plattformarbeit beitragen kann. Anna-Elisabeth Hampel (Minor – Projektkontor für Bildung und Forschung), Amélie Sutterer-Kipping (Hans-Böckler-Stiftung, (angefragt)) und Anna Spenn (Verbände-Vernetzung HDS) werden gemeinsam mit Verbandsvertreter*innen diskutieren.
Care- und Plattformarbeit
In einem weiteren Workshop zum Thema Plattformarbeit geht es darum, wie (un)gleiche Arbeitsmarktteilhabe und soziale Reproduktionsgerechtigkeit zusammenhängen: Welche Barrieren auf dem klassischen Arbeitsmarkt bedingen den Einstieg in die Plattformarbeit? Wie können die Chancen digitaler Auftragsvermittlung mit mehr Sichtbarkeit und Anerkennung, fairen Arbeitsbedingungen und echter Teilhabegerechtigkeit verbunden werden? Hier präsentieren die Wissenschaftlerinnen Marlene Leisenheimer und Anna Hampel ihre Forschungsergebnisse zu Plattformarbeit und sozialen Ungleichheiten.
Algorithmische Diskriminierung & Biases in KI
Eine wichtiges Thema ist die KI-Entwicklung – immer mehr Entscheidungen werden durch Algorithmen getroffen. Diese Systeme sind jedoch nicht neutral, sondern verstärken gesellschaftliche Stereotype, was auch Auswirkungen auf die Arbeit von Solo-Selbstständigen hat. Im Workshop zeigt die Politikwissenschaftlerin Katharina Mosene auf, woran das liegt und fragt, was dem entgegengesetzt werden kann. Mosene setzt sich u.a. dafür ein, intersektionale feministische Ansätze im Bereich der Internet Governance zu integrieren.
Genderinklusive Sprache
Ein spannendes Thema ist, wie Solo-Selbstständige solidarisch und inklusiv arbeiten können, indem sie etwa ihre Angebote inklusiv gestalten und dadurch auch Personen ansprechen, die sich bisher – vielleicht auch, weil es inhaltlich nicht im Arbeitsmittelpunkt steht – nicht angesprochen gefühlt haben. Zu diesem Einstieg in Fragen von Gender und Ansprache insbesondere in digitalen Formaten wie Webseite, Newsletter, Social Media geht es darum, strukturellen Ausschlüssen einen bewussten Umgang mit Geschlechterdiversität entgegenzusetzen. Geleitet wird der Workshop von Dahlia Al Nakeeb, diversitätsorientierte_r Organisationsentwickler_in mit den Schwerpunkten Anti-Bias, geschlechtliche Vielfalt & sexuelle Identitäten, Rassismuskritik und Bodypolitics.
Chancen für migrantische Selbstständige
Für viele migrantische Selbstständige im Tech-Bereich bietet die Solo-Selbstständigkeit in Deutschland oft eine praktikable Alternative zum schwierigen Zugang in die abhängige Beschäftigung. Die Tagung fragt deshalb auch: Welche spezifischen Herausforderungen gibt es – und wie können geteilte Erfahrungen helfen, aus der Isolation herauszutreten? Welche Chancen bieten sich gerade für migrantische Frauen? Sana Naz, selbstständige UI/UX Designerin und Tech Expertin, lebt seit Kurzem in Köln und diskutiert zusammen mit Tetiana Kryvokon (angefragt) ihre Erkenntnisse. Das Netzwerk Women in Tech e.V. will Frauen im Tech-Bereich empowern und kann eine wichtige Schnittstelle für Migrantinnen sein, aus der Vereinzelung zum kollektiven Miteinander zu kommen. Die Softwareentwicklerin Anette Davids stellt den Verein vor.
Vernetzung von FLINTA-Selbstständigen
In Köln gibt es seit einiger Zeit eine Initiative, mit dem Ziel, besonders FLINTA*-Solo-Selbstständige zu vernetzen. Dafür entsteht eine digitale Plattform namens „FLINTANIA“. Die Gründerinnen Eva Zimmerbeutel und Ines Rainer teilen in einem Workshop ihre Ideen und Erfahrungen und sprechen darüber, warum es für eine gleichberechtigte Zukunft gendersensible Vernetzungsformate braucht und wie es in der Praxis funktioniert. Alle Geschlechter sind eingeladen.
Selbstständige und Care-Arbeit
Solo-Selbstständigkeit und Care Arbeit ist ein komplexes Thema. In diesem Workshop geht es um einen kollektiven Erfahrungsaustausch zu der Frage, wie sich besonders Möglichkeiten digitaler Arbeitsformen mit Care Arbeit verbinden lassen. Workshopleiterin Glenda Obermuller sagt von sich, dass sie aufgrund von Care Arbeit nur selbstständig tätig sein kann. Sie ist solo-selbstständig im Bereich politische Bildung, Aktivistin und Mutter.
Workflows optimieren
Schließlich geht es auch darum, Wissen von Solo-Selbstständigen zu teilen: Die Selbstorganisation des eigenen Workflows ist eine oft zeitaufwendige Angelegenheit für Solo-Selbstständige. Im Workshop „Design Thinking“ geht es darum, Erfahrungen mit geeigneten Tools zu teilen und weiterzugeben. Der solo-selbstständige Journalist Jörg Stroisch gibt einen Einblick in seine Praxis mit dieser agilen Innovations- und Kreativmethode.
Digitale Sicherheit
Für alle Fragen rund um digitale Sicherheit für Solo-Selbstständige gibt es einen Input und die Möglichkeit Fragen zu stellen. Das Angebot kommt von „Digital sicher NRW -Kompetenzzentrum für Cybersicherheit in der Wirtschaft“.
Abschlussplenum
Die Tagung endet mit einer Abschlussdiskussion mit allen Teilnehmenden, in der die wichtigsten Aspekte aus den Workshops aufgegriffen werden.
Die Tagung findet hauptsächlich in Präsenz statt, Eröffnung, Keynote und Abschlussplenum werden live übertragen. Ausgewählte Workshops werden für eine spätere Veröffentlichung aufgezeichnet. Bei Bedarf organisieren wir eine Übersetzung ins Englische.
Veranstaltungsorte:
DGB-Haus, Hans-Böckler-Platz 1
ver.di-Haus, Hans-Böckler-Platz 9
Beide Orte sind mit dem öffentlichen Nahverkehr über den Regionalbahnhof West und die U-Bahnlinien 3, 4 und 5 erreichbar.
Nicht alle Räume sind barrierefrei erreichbar. Teilnehmende mit besonderen Herausforderungen melden sich bitte vorab ab bei uns, um die Zugänglichkeit zu gewährleisten.
Damit die Veranstaltung für alle Teilnehmenden ein angenehmer Ort ist, gibt es ein Awareness-Team vor Ort, das ansprechbar ist. Wir bitten alle Teilnehmenden, sich an unseren Code of Conduct zu halten, der auch am Tagungs-Tag ausgehängt wird.
Wir freuen uns auf den Austausch!
Bitte gebt bei der Anmeldung an, an welchem Workshop, Panel oder Austausch ihr teilnehmen möchtet.
Geplanter Ablauf:
Ab 9:30 Uhr Einlass | 14:00 Uhr Parallelangebote Panel/Workshop/Austausch II |
10:30 Uhr Begrüßung und Grußworte | 15:00 Uhr Pause |
10:45 Uhr Keynote | 15:30 Uhr Präsentation der Ergebnisse und Abschlussdiskussion |
11:30 Uhr Parallelangebote Panel/Workshop/Austausch I | 16:30 Uhr Ausklang |
13:00 Uhr Mittagssnack und Vernetzung | 17:00 Uhr Ende |
Digitalization, Gender and Justice – How Solo Self-Employed People Develop Solidary Perspectives
The digital transformation is rapidly changing the world of work – including for solo self-employed people. Online services, social media, platforms, and competition from AI models are influencing their job and income situation in new ways. The isolation that often already exists can become more pronounced when solo self-employed people work exclusively from home without any collegial exchange. Particularly affected are those who face heightened exposure to social discrimination or, for example, online hate. Issues such as mental health, constant availability, and precarious working conditions are also becoming increasingly visible.
At the same time, new opportunities are emerging – for instance, in reconciling care work with self-employment, or in using social platforms to connect, recognize shared interests, and build networks. Often, it is about understanding individual challenges as part of broader structural problems, naming collective concerns, and strengthening solidarity-based perspectives. In this way, digitalization can also serve as a lever to strengthen collective representation of interests.
The annual conference on October 30 in Cologne offers a full day of input, workshops, and exchange on these topics. As solo self-employed people or as representatives of associations, you will have the opportunity to learn about current developments, share knowledge, exchange experiences, work together on solidarity-oriented approaches, and build networks.
The day will be facilitated by solo self-employed moderator Yinka Kehinde. With her work, she aims to connect people and design the conference in a participatory way so that everyone can contribute and join the discussion. Her motto: Making events more diverse, participatory, and inclusive.
Program Highlights
Keynote
The conference will open with a keynote by Amélie Sutterer-Kipping (Hans Böckler Foundation) on the EU Platform Work Directive and the legal possibilities for its implementation in national law. (requested)
Platform Work
How are digital platforms changing the work of solo self-employed people – and how can fair framework conditions be shaped collectively? What rights and opportunities for co-determination does the EU Platform Work Directive create for the self-employed and their associations? This panel will highlight first steps for how networking between associations and other stakeholders can contribute to fair platform work. Speakers include Anna-Elisabeth Hampel (Minor – Project Office for Education and Research), Amélie Sutterer-Kipping (Hans Böckler Foundation, (requested)), and Anna Spenn (Associations Networking HDS), alongside association representatives.
Care and Platform Work
This workshop explores how (unequal) access to the labor market and social reproduction justice intersect: Which barriers in the traditional labor market lead people into platform work? How can the opportunities of digital job mediation be linked to greater visibility and recognition, fair working conditions, and genuine participation justice? Researchers Marlene Leisenheimer and Anna Hampel will present their findings on platform work and social inequalities.
Algorithmic Discrimination & Bias in AI
AI is becoming an increasingly important factor in decision-making – but algorithms are not neutral. They reinforce societal stereotypes, which also affects the work of the solo self-employed. In this workshop, political scientist Katharina Mosene will explain why this happens and discuss what can be done to counteract it. Mosene advocates, among other things, for integrating intersectional feminist approaches into Internet Governance.
Gender-Inclusive Language
How can solo self-employed people work in more solidary and inclusive ways – for example, by designing their services inclusively and thereby reaching people who may not have felt addressed before? This workshop addresses the conscious use of gender diversity in communication, particularly in digital formats such as websites, newsletters, and social media, as a way to counteract structural exclusion. It will be led by Dahlia Al Nakeeb, diversity-oriented organizational developer focusing on anti-bias, gender diversity & sexual identities, anti-racism, and body politics.
Opportunities for Migrant Self-Employed People
For many migrant self-employed professionals in the tech sector, self-employment in Germany offers a viable alternative to limited access to dependent employment. This panel will ask: What specific challenges exist – and how can shared experiences help overcome isolation? What opportunities exist especially for migrant women? Sana Naz, a self-employed UI/UX designer and tech expert who recently moved to Cologne, will discuss her insights together with Tetiana Kryvokon (requested). The network Women in Tech e.V. aims to empower women in tech and provides an important space for migrant women to move from isolation toward collective engagement. Software developer Anette Davids will introduce the association.
Networking for FLINTA* Self-Employed People
In Cologne, a new initiative has emerged to network particularly FLINTA* solo self-employed people. The digital platform “FLINTANIA” is currently being developed. Founders Eva Zimmerbeutel and Ines Rainer will share their ideas and experiences in a workshop and discuss why gender-sensitive networking formats are needed for a more equal future – and how they work in practice. All genders are welcome. (FLINTA* is an acronym in German for women, lesbians, intersex, non-binary, trans, and agender people)
Self-Employment and Care Work
Self-employment and care work is a complex topic. This workshop will focus on collective exchange about how digital work opportunities can be combined with care responsibilities. Workshop leader Glenda Obermuller says that due to her care responsibilities, self-employment is the only viable option for her. She works in political education, is an activist, and a mother.
Optimizing Workflows
Sharing knowledge among solo self-employed people is key: organizing one’s own workflow is often time-consuming. The workshop “Design Thinking” offers an opportunity to share and pass on experiences with suitable tools. Solo self-employed journalist Jörg Stroisch will give insights into his practice using this agile innovation and creativity method.
Digital Security
All questions regarding digital security for solo self-employed people will be addressed in this input session with the opportunity to ask questions. The session is offered by “Digital sicher NRW – Competence Center for Cybersecurity in Business.”
Closing Plenary
The conference will conclude with a closing discussion with all participants, bringing together the most important aspects from the workshops.
Practical Information
The conference will take place primarily in person. The opening, keynote, and closing plenary will be livestreamed. Selected workshops will be recorded for later publication. Translation into English can be organized if needed.
Venues:
- DGB-Haus, Hans-Böckler-Platz 1
- ver.di-Haus, Hans-Böckler-Platz 9
Both venues can be reached by public transport via the Cologne West regional station and tram lines 3, 4, and 5. Not all rooms are fully accessible. Participants with specific accessibility needs are kindly asked to contact us in advance.
To ensure the event is a safe and welcoming space for everyone, an Awareness Team will be on site. We kindly ask all participants to follow our Code of Conduct, which will be displayed at the conference.
Please indicate which workshop, panel, or exchange session you would like to attend when registering.
Schedule (tentative)
From 9:30 am – Admission | 2:00 pm – Parallel sessions: Panel / Workshop / Exchange II |
10:30 am – Welcome and opening remarks | 3:00 pm – Break |
10:45 am – Keynote | 3:30 pm – Presentation of results and closing discussion |
11:30 am – Parallel sessions: Panel / Workshop / Exchange I | 4:30 pm – Informal wrap-up |
1:00 pm – Lunch and networking | 5:00 pm – End |
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