Diskursforum – Leipzig im Mai 2022

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Solo-Selbstständig in der Kultur- und Kreativwirtschaft


Wir starten mit guter Bühnenpräsenz: Die freie Autorin und Regisseurin Alina Cyranek, Dr. Gerlinde Vogl, Leiterin vom Haus der Selbstständigen, die freie Interaction Designerin Mary-Anne Kockel, die freie Illustratorin Nicole Pustelny, Marcel Schöps von ‚Pitch This‘ und der Bildende Künstler Nils Franke diskutieren mit Staatsminister Martin Dulig über die Verbesserung der Arbeitswelten Solo-Selbstständiger in der Kultur- und Kreativwirtschaft in Sachsen.

Die Absage der Leipziger Buchmesse fand hier endlich eine Debatte. Steht der Rückzug in diesem Jahr, eben anders als 2021 corona-bedingt, für das unreflektierte und unsolidarische Handeln einiger großer Verlage, die keine lukrativen Tage erwarteten. Darunter litten und leiden die ‚Kleinen‘, nicht nur Verlage, sondern gerade alle SoloS, die auf dem wichtigen Messeplatz ihre Leistungen anbieten, – Illustrator*innen, Grafiker*innen oder Übersetzer*innen, nur um einige zu nennen, weil sie ihre Kolleginnen und Kollegen nicht trafen, und natürlich die Leserinnen und Leser. Dieser Kontakt ist auch gerade für Independent-Verlage ungemein wichtig.

Klare Ansagen, mehrmals vorgetragen

Mit Ansagen an den politischen Entscheider muss er gerechnet haben. Der Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr des Freistaats Sachsen hörte geduldig zu und machte sich Notizen … Es braucht Vertrauen der Auftraggeber*innen in die ‚Kleinen‘, v.a. auch regionale Auftragsvergabe, welche nicht nur bei den ‚Großen‘ und in anderen Städten einkaufen. Diese Aussage bezog sich zunächst auf den MDR und Aufträge an Filmemacher*innen, wurde aber von anderen Podiumsteilnehmenden noch einmal bestätigt. Eine Forderung des Podiums an die Politik: Verpflichtungen, dass Geld in der Region ausgegeben wird und ein waches Auge darauf geworfen wird, wer wirklich in der Region lebt und arbeitet. Außerdem kam der konkrete Vorschlag, dass jene Unternehmen als Auftraggeber gefördert werden, die Aufträge regional vergeben und möglichst mit regionalen SoloS arbeiten.

Wichtige Baustellen, allen Anwesenden bekannt, wurden mantra-artig wiederholt. Natürlich immer in der Hoffnung, diesen Themen Gehör zu verschaffen: SoloS gelten als „Alleskönner“, arbeiten workoholic als „One-(wo)man-Show“, doch die ganze Arbeit des Marketing, des Vertriebs, der Akquise, der Verwaltung, der Vor- und Nachbereitung rund um die Kerntätigkeit werden weder gesehen noch folglich angemessen honoriert. Unter dieser Voreinstellung verlaufen auch die Verhandlungen, „Immer wenn ich ein Angebot abgebe, muss ich über den Preis diskutieren“.

„Dass die Umgestaltung sozialer Versicherungs- und Vorsorgesysteme hin zu einer Erwerbstätigenversicherung möglich ist, zeigt etwa Österreich –  Doch der Umbau dauert und dauert, deshalb: JETZT starten!“

Gerlinde Vogl, HDS

Präziser geht es kaum

Die massive Ungleichheit von Solo-Selbstständigkeit gegenüber der Festanstellung in puncto sozialer Absicherung sind einfach nicht zu verstehen, Urlaub, Krankheit, Elternschaft – SoloS können sich häufig nicht leisten krank zu sein oder ebenso lange Urlaub zu machen wie Angestellte, müssen dennoch in Elternzeit neue Aufträge für das Arbeitsleben im Anschluss akquirieren. Wünschenswert wäre ein dauerhaftes Interesse an Kunst und Kultur, deren Kreative sich oftmals als Lückenfüller fühlen, z.B. mit Blick auf die Belebung der Innenstädte. Gemeint ist die tägliche Sorge wieder ausziehen zu müssen, wenn sich den Vermietern ein zahlungskräftigeres Klientel nähert. Wie wäre es, SoloS und Kreative auch dauerhaft an der Stadtentwicklung teilhaben zu lassen oder mit ihnen zumindest in den Austausch zu gehen?

Gerlinde Vogl, Arbeitssoziologin und Leiterin vom Haus der Selbstständigen, betonte, dass die vielen Einzelgeschichten vor allem strukturelle Probleme offenbaren. Mit Blick auf den Wandel der Arbeitswelt, der Erwerbshybridisierung – abwechselnd oder gleichzeitig selbstständig und abhängig beschäftigt – sei eine Sozialversicherung für alle nötig. Die überfällige Reform der KSK kann nur ein Anfang sein, nötig und eigentlich erwartbar wäre ein „großer Wurf für alle“:

Aufgrund teils starker Macht-Asymmetrien am Markt, können viele Solo-Selbstständige keine angemessenen Honorare durchsetzen. Daher, so Gerlinde Vogl, braucht es branchenspezifische Mindesthonorare und Vergaberichtlinien analog zu Tariftreuegesetzen der Länder. „die öffentliche Hand könnte als Vorbild für die Privatwirtschaft dienen“. Außerdem dürfen die Kommunikationsprobleme rund um die Corona-Hilfen nicht auf dem Rücken der SoloS ausgetragen und die Rückzahlungsforderungen der Hilfen sollten gestoppt werden.

Herr Dulig konnte an diesem Abend enorme Herausforderungen ableiten. Vor allem, dass Mindesthonorare nicht als Honorarobergrenzen oder Empfehlungen behandelt werden dürfen. Er sehe auch die Bedeutung, das Verständnis der Auftraggeber für kreatives Potenzial in der Region zu fördern. Auch die KSK zu reformieren, ist ihm nicht neu, aber eben ein parlamentarischer Vorgang längeren Ausmaßes. Doch glaube er für den Erfolg nicht nur die Politik einzuspannen, sondern genannte Aufgaben über das Zusammenspiel von Eigeninitiative, der branchennahen Vernetzung und dem abschließend fälligen Einzug von Politik zu bewältigen.


Das Diskursforum fand im Rahmen des Projekts „Selbstständige Arbeitswelt gestalten“ statt; einer Kooperation von Kreatives Sachsen und dem Haus der Selbstständigen.

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