Das Haus der Selbstständigen bietet Solo-Selbstständigen und ihren Projekten oder Initiativen einen kostenfreien FreiRaum, in dem sie sich in einem geschützten Raum über die Themen, die sie bewegen, austauschen können. Seit November 2023 nutzt u.a. das Projekt Safe Space des Snaketeam e.V. unseren Raum für Zusammenkünfte. Wir waren eingeladen, am ersten Netzwerktreffen von Teilnehmer*innen aus Leipzig und Dresden – aufgrund der Personenzahl in einem anderen Raum – teilzunehmen.
Austausch auf Augenhöhe
Ein großer, lichtdurchfluteter Raum in einer alten ehemaligen Fabrik in Leipzig-Plagwitz. Draußen ist es klirrend kalt. Drinnen ist Sockenkino. Die Schuhe von 25 Personen stehen vor der Tür, so bleibt der Winter draußen. Beim Netzwerktreffen der Dresdner und Leipziger Aktiven im Projekt Safe Space des Snaketeam e.V. wollen sich die Frauen*/FLINTA fit(ter) machen für die solo-selbstständige Arbeit, Anregungen austauschen und Wissen teilen. Alle von ihnen sind im weitesten Sinne Bildungsarbeiter**innen oder arbeiten therapeutisch und sind doch unter verschiedenen Rahmenbedingungen tätig.
In kleinen Gruppen tauscht man sich aus zu den Themen „Soziale Sicherung“, „Honorarverhandlungen“, „Cash Cow“ und „Organisationsformen“. Immer wieder wird den Teilnehmer*innen dabei klar, wie kompliziert es ist, sich abzusichern: Kranken-, Renten- und Pflegeversicherung… und was ist mit Vorsorge darüber hinaus? Was tun, wenn man selbst oder die Kinder krank sind und man nicht arbeiten kann? Krankengeld zahlt die Kasse erst nach der sechsten Woche. „Da kann man seinen Laden eigentlich zumachen“, sagt eine Teilnehmerin resigniert.
Eine wirklich tröstliche Antwort gibt es zu dem Problem nicht – außer, dass eventuelle Krankheitsphasen im Honorar mitkalkuliert werden müssen. Und wie ist es mit der Künstlersozialkasse (KSK)? Nur diejenigen, die „kreativ“ arbeiten, haben die Möglichkeit, ihre Absicherung bei Krankheit und ihre Beiträge für die Pflege- und gesetzliche Rentenversicherung über diese Institution mit halben Beiträgen zu finanzieren. Welche Bedingungen sind zu erfüllen, um in die KSK zu kommen? Auch hier gibt es keine eindeutige Antwort: Während die eine Theaterpädagogin relativ unkomplizierten Zugang zur KSK bekam, wurde die andere mit der Begründung abgewiesen, ihre Tätigkeit sei im Schwerpunkt pädagogischer Art. Könnten kollektive Ansätze wie z.B. die Gründung einer Genossenschaft alle SoloS besser absichern? Im Diskussionsprozess wird klar, dass hier jede Menge Fragen offen sind. „Wir wünschen uns Weiterbildung rund um das Thema soziale Absicherung“, sind sich die Teilnehmer*innen der Gruppe einig.
Herausforderungen sind branchenübergreifend
In anderen Runden diskutieren die Teilnehmenden über Fragen der Akquise oder Honorarverhandlungen, geben sich gegenseitig Tipps zu Fördermöglichkeiten und Institutionen, die gute Beratung anbieten. Gemeinsam erstellte Datenbanken sollen das kollektive Wissen sichern.
Sonja Spindler vom Snaketeam e.V., Initiatorin des Projekts und Leiterin gemeinsam mit Charlotte Mehling aus Dresden, nimmt die Themen und Wünsche der Teilnehmer*innen auf. Das Angebot des im Herbst 2023 gestarteten Safe Space Projekts soll nach den Bedarfen der freiberuflichen FLINTA im Bildungssektor wachsen. Eine ganze Reihe von Workshops und Weiterbildungsmöglichkeiten sind bereits terminiert wie z.B. Webseitengestaltung, Persönlichkeitsentwicklung, Buchhaltung/Finanzen oder Gender- und Rollenbewusstsein.
Alle Angebote sind für die Teilnehmenden kostenlos. Ziel des von der Sächsischen Aufbaubank und der Europäischen Union geförderten Projekts ist es, ein gemeinsames Netzwerk zum gegenseitigen Support aufzubauen. Aber auch Einzel-Coaching, Prozessbegleitung für persönliche und berufliche Themen und Kinderbetreuung sind im Rahmen des Projekts möglich.
Mitgestalten können alle Interessierten FLINTA bei den regelmäßigen Treffen des Safe-Space-Netzwerks. Die nächsten finden am 27. Februar, 20. März und 18. April (jeweils 9:30 bis 12 Uhr) im Freiraum des HDS in der Leipziger Jacobstraße 5 statt. Kontakt aufnehmen und euch anmelden könnt ihr per E-Mail bei Sonja Spindler.
Text und Fotos: Gundula Lasch
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