„Wenn Auftraggeber wüssten, wie wenig Geld mir zum Leben bleibt“

Beim Workshop Honorarkalkulation am 26. März im CoSoliLab kamen ganz unterschiedliche Teilnehmerinnen zusammen. Doch alle haben das gleiche Problem: Wie setze ich das Honorar durch, das ich zum Leben brauche?


Es war spannend zu erfahren, aus welch unterschiedlichen Bereichen die Teilnehmerinnen kommen: Beraterinnen, Bildungsarbeiterinnen aus dem sozialen Bereich, Kulturpädagoginnen, aber auch eine „Titelfinderin“ und eine Mental Health-Beraterin am Beginn der Selbstständigkeit. Ihre Motivation teilzunehmen, war ganz unterschiedlich: Erfahren, wie sich ein realistisches, nachvollziehbares Honorar berechnet, Konzept oder Schema kennenlernen, mit dem Honorare berechnet werden können. Aber auch: Welchen Sinn machen Mischkalkulationen, wodurch Honorare abgestuft werden für Auftraggeber wie Nichtregierungsorganisationen, die nicht viel zahlen können,

Zunächst zeigten Henriette Gruber und Olaf Webering von Social Impact, dem HDS-Teilprojektpartner, den Teilnehmerinnen verschiedene Modelle zur Honorarberechnung. Die beiden haben Online-Lernmodule entwickelt, die ihr auf unserer Website unter Wissen und Lernen findet.

Danach gab es reichlich Gelegenheit, diese Modelle für die eigene Honorarkalkulation zu testen, Olaf und Henriette zu befragen und sich auch untereinander über die Ergebnisse auszutauschen.

Honorare berechnet – und dann?

Spannend war im Anschluss die Diskussion darüber, wie sie nun diese berechneten Honorare durchsetzen können – insbesondere, wenn ein Auftraggeber nur eine bestimmte Summe für einen Auftrag ausgeschrieben hat. Dabei wurde auch klar, wie wenig Auftraggeber darüber wissen, was Selbstständige alles von ihren Honoraren in Steuer, soziale Sicherung, Rücklagen, Versicherungen oder auch Akquise stecken müssen: Oder wie viel unbezahlte Zeit einfach für Buchhaltung und Steuer draufgeht. „Wenn die Auftraggeber wüssten, wie wenig Geld mir zum Leben bleibt“, bringt es eine Teilnehmerin auf den Punkt.

Henriette erzählte von einer Selbstständigen, die auf ihrer Webseite vollkommen transparent macht, für welche Leistung sie wie viel Geld verlangt, sodass klar ist, wie sich ihr Honorar am Ende berechnet. Ähnlich funktioniert auch der „Beipackzettel“, den die Selbstständigen in ver.di entwickelt haben. Darin aufgelistet sind die Kostenfaktoren für Versicherungen, Büro- und Verwaltung, Mobilität, Weiterbildung oder Rücklagen. Diesen kann man dann einfach der Rechnung beilegen.

Die Teilnehmerinnen halten diese Transparenz für einen guten Weg, bei der Honorarverhandlung dann auch argumentativ etwas in der Hand zu haben.

Gemeinsam stärker

Aber wenn Auftraggeber von Bund und Ländern finanziert werden, dann haben sie selbst kaum Spielräume bei der Honorargestaltung. Deshalb ist es wichtig, dass Solo-Selbstständige sich in Interessengemeinschaften zusammenschließen und gemeinsam Verbesserungen für faire Honorare fordern.

Dass das auch funktionieren kann, zeigen die von der Kulturstaatsministerin erlassenen Honoraruntergrenzen für den öffentlich geförderten Kulturbereich. Diese Basishonorare haben Selbstständigen-Verbände wie zum Beispiel ver.di mit entwickelt. Die Frage, ob sich solche Basishonorare auch auf andere Bereiche übertragen lassen, konnten wir in diesem Workshop nicht mehr beantworten.

Die unterschiedlichen Erfahrungen der Teilnehmerinnen waren für alle bereichernd. Diejenigen, die noch ganz am Anfang ihrer Selbstständigkeit stehen, profitierten von den Erfahrenen. Wie komme ich mit einer Mischkalkulation auf ein monatliches Einkommen, von dem ich leben kann? Wie biete ich mich an, wenn ich noch nicht so viele Referenzen habe? Es kam der Vorschlag zu einem Rabatthonorar: „Zwar müsste das Honorar höher liegen, aber weil ich erst mit meinem Job starte, gebe ich einen Nachlass.“

Auch das Nein-Sagen will gelernt sein: Eine Teilnehmerin berichtet, wenn ihr 1000 Euro angeboten werden, dann listet sie auf, welche Leistung sie dafür erbringen kann. Dann kann sich der Auftraggeber überlegen, ob er das Angebot so annimmt.

Aber es wurde auch über die Angst gesprochen, dann keine Aufträge mehr zu bekommen. Eine Teilnehmerin berichtet: „Als die Angst weggegangen ist, konnte ich auch sagen: Für das Geld mache ich das nicht.“


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