Innovative Qualifizierungsangebote für Solo-Selbstständige: Ein Rückblick auf unsere Konzeptionsworkshops mit euch …
Vor einiger Zeit berichteten wir von unseren ersten Workshops zur partizipativen Entwicklung von Weiterbildungsformaten im Haus der Selbstständigen. Ziel dieser Workshops war es, Solo-Selbstständige zu Mitgestalter*innen von jenen Bildungsinhalten und Bildungsformaten zu machen, die an sie gerichtet sind. In den letzten Wochen traf sich nun im Anschluss an das erste sogenannte „Entwicklungsteam“, die zweite Gruppe – unser „Expert*innen-Team“. Dieses setzte sich aus Solo-Selbstständigen zusammen, die bereits Erfahrung in der Beratung von Solo-Selbstständigen haben oder langjährig interessenspolitisch aktiv sind.
Im ersten Entwicklungsteam entstanden unter anderem Ansätze wie Formen kollegialer Beratung, aber auch Reflexionsmethoden mit Hinblick auf die Herausforderungen der Selbstständigkeit. Es blieb jedoch offen, wie und wo diese Konzeptionen dienlich eingebracht werden können. Dies konnte nun in der 2. Runde diskutiert werden. Ein weiter Ansatz war die Fragestellung, wie man Solo-Selbstständige bereits in der Ausbildung oder im Studium auf die statusbezogenen Arbeitsbedingungen vorbereiten kann.
Wie motiviert man sie, bereits früh Netzwerke aufzubauen und zu kooperieren? Wie kann man kollektives Handeln durch gezielte Ansprache-Trainings forcieren und zur Gründung von Initiativen beitragen? Zudem wurde in allen Treffen wiederkehrend diskutiert, dass es eine große Herausforderung ist, auch Solo-Selbstständige zu erreichen, die bisher wenig repräsentiert sind und hier Diversität sicherzustellen. Das HDS müsse hier, so der kritische Konsens der Teilnehmenden, auf gezielte Ansprache setzen.
Das HDS soll einen Raum für SoloS bieten – analog und digital. Im Hinblick auf den Wissenstransfer im digitalen Raum wurde intensiv über praktikable E-Learning Konzepte diskutiert. Denn, bei allem Streben nach persönlicher Qualifizierung der SoloS, ist das Ziel des HDS vor allem die Möglichkeit, eine innovative Verknüpfung von Weiterbildung und Vernetzung zu schaffen, um somit kollegiales Handeln zu stärken.
Die Workshoptage waren intensiv, manchmal unerwartet aber vor allem bereichernd für unsere Arbeit. Denn wieder einmal wurde klar – ohne euch SoloS geht es nicht, ihr seid unsere Zielgruppe, für die wir passgenaue Angebote erarbeiten wollen. Mit dem kleinen Rückblick eines Teilnehmers nehmen wir euch mit, um die Reise von der Idee zum Konzept mitverfolgen zu können.
„Wer, wenn nicht wir, kann darüber berichten?“
Ein Erfahrungsbericht aus Sicht eines Teilnehmers
Zum Start im Sommer 2020 übergaben Förderer und Auftraggeber (BMAS, ESF) dem HDS einige Aufgaben, welche es während der Förderperiode bis zum 31.12.2022 anzugehen hat. Eine dieser anspruchsvollen Vorhaben ist die Konzeption innovativer Lehr- und Lernideen für Solo-Selbstständige, die im HDS unter der Begleitung der GAB München in Form von partizipativen Workshops umgesetzt wurde. In diesem Rahmen nahm ich als Solo-Selbstständiger teil.
Warum sich SoloS weiterbilden müssen
Wo in großen Unternehmen die Personalabteilung die Weiterbildung für die Mitarbeitenden organisiert, müssen Solo-Selbständige die Sache selbst in die Hand nehmen. Dafür steht mittlerweile eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Verfügung. Während die Selbstständigkeit hierbei zwar viele Vorteile mit sich bringt – beispielsweise Unabhängigkeit, Entscheidungsfreiheit und freie Zeiteinteilung – bringen diese Freiheiten zwangsläufig auch die Projektakquise mit sich. Selbstständige müssen sich und ihr Können also immer wieder neu behaupten.
Dafür ist ein gut definiertes Alleinstellungsmerkmal, der Unique Selling Point, kurz „USP“, unverzichtbar. Dieses kann entweder auf konkrete fachliche Fähigkeiten abzielen oder was noch besser ist, mit Soft Skills kombiniert werden. Durch gezielte Weiterbildung heben Selbstständige sich also von der Masse ab, damit steigen die Chancen auf gute Aufträge und eine bessere Vergütung.
Welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es?
Das Angebot an Weiterbildungsmöglichkeiten ist mittlerweile nahezu unerschöpflich und besteht sowohl aus Online- wie auch Offline-Angeboten. Möglichkeiten gibt es viele: beispielsweise Lehr- und Studiengänge, Fernstudien, Fachmessen, Konferenzen oder persönliche und (spätestens seit der Corona-Krise) digitale Coachings. Bei der Wahl des richtigen Weiterbildungsangebots müssen Freiberufler*innen auch die jeweiligen Eigenschaften und Eckdaten der Weiterbildungsmaßnahmen in Betracht ziehen: Studiengänge sind beispielsweise auf eine längere Zeitdauer ausgelegt und vermitteln tiefgreifendes Wissen in deinem Fachgebiet, Seminare hingegen vermitteln breites Wissen und aktuelle Trends in kürzerer Zeit, Fachmessen bieten die Möglichkeit, sich über die neusten Branchen-Insights zu informieren und sich beim Networking auszutauschen.
Es wird deutlich: Es mangelt nicht an ansprechenden Angeboten, es herrscht eher ein Chaos der Auffindbarkeit und Orientierungslosigkeit. Ein schier unübersichtlicher Markt mit diversen Zertifikaten, die sich sowohl in der Wertung als auch in der Nutzung für einen selbst schwer erklären. Die dann notwendige Filterung verbraucht eine Menge Zeit. Und bei uns SoloS bewahrheitet sich der Satz „Zeit ist Geld“ allemal.
Das erwartet mich in der Selbstständigkeit = Grundlagenwissen
Vor der Weiterbildung steht die Entscheidung: Solo-Selbstständigkeit ja oder nein? Grundlegendes Wissen zur betriebswirtschaftlichen Planung und Umsetzung ist in der Selbstständigkeit essenziell, wird aber in Ausbildung und Studium nicht gelehrt. Teilweise sind Kurse am Ende der Studienzeit freiwillig belegbar, doch die meisten in der Selbstständigkeit landenden Absolventen gehen ohne Bewusstsein für das, was sie erwartet, und ohne Basiswissen in eine ungewisse Zukunft.
Wer, wenn nicht wir SoloS, wissen davon zu berichten. Unsere Berufsbiografien quellen über von persönlichen, oft leidigen Erfahrungen, und es vergingen Jahre, bevor sich jeder z.B. zu angemessenen Honoraren verhandelte oder in anderen nicht Mitbewerber*innen, sondern Mitstreiter*innen sah und in der Vernetzung mit ihnen endlich einen enormen Vorteil erkannte! Nun ist das HDS mit dem Auftrag angetreten, die Basis für solidarisches Handeln unter Solos zu stärken und das Selbstverständnis als Solo-Selbstständige zu fördern – doch wie und wann genau ist dies vermittelbar?
In drei Gruppen aufgeteilt, sondierten wir Ansätze, um diese Probleme anzugehen. Unser Ziel war es, am Ende des Workshops dem HDS etwas ‚Handfestes‘ zu übergeben, eine Aufgabe, ein Exposé, einen Leitfaden. Daran bastelten wir groß denkend und klein teilend und fügten unsere Expertisen ein.
Ein sehr spannender Prozess, der zwei Arbeitstage umfasste und in dem weitere Fragen auftauchten. Mit großer Hoffnung, dass unsere Anmerkungen und Kritiken Gehör und Niederschlag finden werden, verabschiedeten wir uns in die Sommerpause. Vielen Dank!
Das HDS, das Angebote für SoloS entwickeln und bereitstellen soll, lebt vom Austausch mit SoloS, die sich so engagiert mit ihren Ideen einbringen wie in diesen Entwickler*innen- und Expert*innen-Workshops. Ein großer Dank an alle im Namen des HDS!
Fotos: Gundula Lasch
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