Unsere Community wächst: viele von euch kamen zu unserer AustauschBar #3 ins „Horns Erben“ in der Leipziger Südvorstadt. Alle waren neugierig darauf, welche WissensWerte wir aus dem HDS-Kosmos präsentieren.Nicht weniger interessiert waren unsere Gäste und wir am Kennenlernen und Austausch – und natürlich daran, endlich über Geld zu reden. Denn das scheint unter Solo-Selbstständigen noch immer ein großes Tabuthema zu sein…
„Warum reden SoloS denn untereinander so wenig über Geld?“, stellte Moderatorin Carolin Gerlach die Frage des Abends in den Raum. In der kleinen „Couchrunde“ hatten neben ihr Cosima Langer von ArbeitGestalten, sowie Gerlinde Vogl und Vesna Glavaski vom HDS Platz genommen. Locker eröffnete Carolin das Gespräch und ermunterte die Teilnehmer*innen, jederzeit nachzufragen.
Cosima Langer sprach über die Hürden bei ihrer Forschung zu Lebensumständen Solo-Selbstständiger in Leipzig. Schnell wurde klar, warum sie ihre Studie mit „Leipziger Allerlei?“ betitelte: „Auf vielen Feldern gibt es keine statistischen Daten oder sie sind zu ungenau“, erklärte sie. So gäbe es z.B. in der Branchenübersicht eine Zuteilung, die mit „sonstige Dienstleistungen“ betitelt ist. „Was aber die vielen Menschen, die diesem Bereich zugeordnet werden, tun – das bleibt offen,“ sagte Cosima schulterzuckend. Dennoch ist die Studie ein guter erster Anfang, Solo-Selbstständige in Leipzig sichtbar zu machen. „Und ins Pflichtenheft für die nächste Projektphase haben wir uns geschrieben, dass wir Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen wollen: Statistische Erhebungen sind so umzugestalten, dass sie Aussagen über Solo-Selbstständige zulassen. So könnten beispielsweise Fragenkomplexe im Mikrozensus umgestaltet werden.“ Damit eröffnete Cosima eine angeregte Fragen- und Meinungsrunde rund um das spannende Feld soziologischer Forschung über und für SoloS.
Für die branchenübergreifende Honorarumfrage SO_LOS! saß Vesna Glavaski auf der Couch. Seit dem Start der HDS-Kampagne für faire Honorare im Juli mit 25 Berufsverbänden und Interessengemeinschaften, die die Initiative in ihre Communitys weitertragen, ist die Unterstützerschar auf fast 50 angewachsen. Und es können, sollen, müssen noch mehr werden, um die Zahl der Datensätze mit Honorarangaben so zu erhöhen, dass sie Rückschlüsse auf die Einkommenssituation in verschiedenen Branchen, Regionen, Alterskohorten oder Qualifikationsniveaus zulassen: „Bitte nehmt an der Umfrage teil, teilt sie unter Kolleginnen und Kollegen – jeder Eintrag ist wertvoll“, unterstrich Vesna. Vorerst bis 13. Oktober wird die Kampagne laufen. „Und gegen Ende des Jahres werden wir erste Ergebnisse veröffentlichen“, kündigte Vesna an. Ein schöner Einstieg in eine angeregte Diskussion über strukturelle Schwierigkeiten für Zusammenschlüsse von SoloS, Möglichkeiten kollektiver Lösungen, gemeinsames Handeln. Viele Meinungsäußerungen und Nachfragen zeigten, wie sehr das Thema „Geld“ SoloS unter den Nägeln brennt – nicht nur im direkten Zusammenhang mit (oftmals zu mageren) Honoraren, sondern auch hinsichtlich der sozialen Absicherung wie Krankenversicherung und Altersvorsorge.
In diesem angeregten Austausch wurde schnell klar, wie groß die Schnittmenge unter den Teilnehmer*innen ist – ganz gleich, in welchem Beruf sie unterwegs sind. HDS-Projektleiterin Gerlinde Vogl kündigte an: „Wir starten voraussichtlich ab Januar in die nächste Projektphase bis 2026 – das eröffnet uns viele Möglichkeiten, die Arbeit mit und für SoloS weiter zu profilieren, Angebote zu konzipieren, für Wissenstransfer zu sorgen.“
Großes Diskussionspotential hatte auch die neu am HDS eingerichtete Ombudsstelle. Viele wollten wissen, wie Mediationsprozesse ablaufen, wie erfolgversprechend sie sind und wer das Angebot in Anspruch nehmen kann. Katja Großer von Kreatives Sachsen e.V. warf in dem Zusammenhang einen bisher unterschätzten Gedankengang ein: „Manchmal geht es ja gar nicht um die Konstellation ‚großer Auftraggeber – kleiner Solo‘ mit dem entsprechend ungleichen Kräfteverhältnis. Konflikte gibt es auch bei der Zusammenarbeit von SoloS miteinander – hier könnte ein großes Potential der Ombudsstelle liegen.“ Bei monatlichen Infosessions mit Ombudsmann Sascha Weigel können Interessierte weiter nachfragen oder ihre Probleme ansprechen. Unsere fünfteilige Workshop-Reihe zum Thema „Konflikte vermeiden und gekonnt managen“
Nach dem offiziellen Teil wurde informell weiter diskutiert und genetzwerkt. Vielen Dank an alle, die bei unserer AustauschBar #3 dabei waren.
Foto und Text: Gundula Lasch und Carola Vogt
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